Drucktechniken

Eine klitzekleine Erklärung der grundlegenden Drucktechniken der auf dieser Webseite vorgestellten Druckkunst

Zum Drucken braucht man einen Druckträger, das heißt eine Grundplatte, die dann auf verschiedene Weise bearbeitet und mit einer speziellen Radierpresse unter hohem Anpressdruck gedruckt wird.

Ich benutze meist Kupferplatten, aber auch Zink- und in selteneren Fällen auch Kunststoffplatten.

Diese können dann folgendermaßen bearbeitet werden:

Subtraktiv:     

kratzend mit der Radiernadel (Kaltnadel) in eine Kupferplatte, ätzend mit Säure und unterschiedlichen Abdeckmaterialien (Wachs, Lithotusche, Kollophonium e.t.c.), aufrauhend mit dem Mezzotintomesser oder anderen Werkzeugen.


Fotografisch: 
durch Belichtung eines gezeichneten, gemalten, fotografierten Motivs auf einen UV empfindlichen Photopolymerfilm (Photopolymerdruck oder Intagliotypie).


Additiv:     

durch den Auftrag unterschiedlicher Materialien zur Erzeugung von diversen druckbaren Oberflächenstrukturen auf der Druckplatte (Reliefdruck).
Auch Mischformen sind natürlich möglich.

Folgende Werkzeuge kommen dabei hauptsächlich zum Einsatz (Von links nach rechts):

1+2: Schmales und breites Mezzotintomesser zum Erzeugen von Flächen.

3-5: Messer zum Schneiden und Ritzen von Linien bei Kaltnadeltechniken. "Kaltnadel" bedeutet, dass keine Säuren zur Bearbeitung der Platten eingesetzt werden, sondern nur mechanisch gekratzt, gerillt und geschabt wird.

6: Dreikantschaber zum Schaben und Glätten aufgerauter Flächen.

7-9: Rouletten zur feinen Körnung der Oberfläche der Platten.

Möglich ist die Berarbeitung der Platten aber auch mit feinen Bohrern einer kleinen Bohrmaschine.

Mit diesen Werkzeugen entstehen folgende Stukturen auf der Platte:

Die Platte kann aber auch "heiß", d.h.  mit Säure geätzt werden. Ich verwende hier Eisen-III-Chlorid, eine intensiv gelbe Flüssigkeit, die sehr vorsichtig gehandhabt werden muss, da sie alle Metalle angreift und furchtbare gelbe Flecken auf allen Oberflächen hinterläßt. Dafür ist sie aber nicht so aggressiv und ausdampfend wie Salpetersäure, die normalerweise verwendet wird.

Die Säure greift die Oberfläche der Platte an und erzeugt Vertiefungen, die dann mit Farbe eingerieben und gedruckt werden können (= Tiefdruck).

Stellen auf der Platte, die nicht geätzt werden sollen, müssen mit folgenden Medien angedeckt werden:

Lacke versiegeln die Platte und vermeiden so den Kontakt von Säure und Platte. Es eignen sich Asphaltlacke oder auch Schellack. Beide werden mit dem Pinsel aufgetragen.

Hart- und Weichgründe sehen aus wie Wachshütchen und werden auf der erwärmten Platte angeschmolzen und mit einer Lederwalze hauchdünn aufgewalzt. Beide Beläge können dann mit unterschiedlichsten Werzeugen aufgerissen werden. An den blanken Stellen greift die Säure an, der Rest der Platte ist durch den Grund geschützt.
Der Hartgrund härtet beim Erkalten aus und lässt zarte Zeichnungen zu, ohne den Widerstand, den die direkte Bearbeitung von Metall mit der Radiernadel erzeugt.
Der Weichgrund bleibt weich und es ist auch möglich, Materialien wie Netze oder Stoffe in ihn einzudrücken, diese wieder abzuziehen und die somit "verletzten" , offenen Stellen zu ätzen.

Auch alle fettigen Medien wie Lithokreide, Lithotusche, sogar Eddingstifte können die Säure kurzzeitig aufhalten und bieten Möglichkeiten für interessante Strukturen.

 

 

Eine weitere Methode beim Ätzen ist die Herstellung einer Aquatinta, die auch das Ätzen von Graustufen zulässt. Dazu wird Kollophoniumstaub (fein gemahlenes Baumharz) dünn auf die Platte aufgestäubt, die Platte erhitzt und das Harz auf die Platte aufgeschmolzen. Da wo Harztröpfchen erkalten, entsteht eine punktförmige Versiegelung auf der Platte. Je nach Dichte des Staubes oder der Länge der Ätzung entstehen hellgraue bis dunkelgraue Flächen. Je gröber die Körnung, desto strukturierter die Fläche, je feiner das Korn, desto einheitlicher die graue Fläche.

Es ist auch möglich, Fotos auf Platten zu übertragen und die Platte so zu beschichten, dass sie nicht aufgerissen wird und so immer wieder für neue Motive weiter verwendet werden kann  .

Hierzu beschichtet man die Platten mit einem UV-empfindlichen Photopolymerfilm, legt ein auf klare Folie kopiertes Foto, eine Zeichnung, Malerei oder ein lichtdurchlässiges Material auf die beschichtete Platte und belichtet das Ganze mit UV Licht. Beim Entwicklungsprozess in einer Entwicklerflüssigkeit lösen sich die abgedeckten Partien der Filmoberfläche teilweise auf. Eine raue Oberfläche entsteht, die dann die Farbe aufnehmen kann. Die Flächen, auf die das UV Licht auftreffen konnte, härten aus und nehmen beim Einfärben der Platte keine Farbe an. An diesen Stellen bleibt die Farbe des Papiers.

Beim Reliefdruck verwende ich meist eine einfache Klebefolie, die beschnitten und auf die Platte aufgekebt wird. Im Gegensatz zu Hochdrucken, nimmt die Folie dabei keine Farbe an und nur die Umrisslinien werden gedruckt. Diese Technik ermöglicht feine lineare Motive, die übereinander gedruckt oder auch im Papierschnitt weiter verarbeitet werden können.

Aber auch bei den Photopolymerdrucken ist es möglich, durch Überlagerungen der Folien ein Relief zu erzeugen, dass dann abgedruckt werden kann.

Auch Malpasten können reliefartig auf die Platte aufgebracht und abgedruckt werden.

Ist die Platte bearbeitet, dann wird spezielle Tiefdruckfarbe mit einem sogen. Tampon (ganz rechts) in die Vertiefungen der leicht erwärmten Platte eingedrückt und mit einem Gazeballen (oben) vorsichtig ausgewischt, sodass die Farbe in den Vertiefungen und Rillen hängen bleibt, die unbearbeiteten, glatten Oberflächen aber wieder blank und damit ohne Farbe im Abdruck bleiben.

Natürlich spielt das Papier beim Druck eine wesentliche Rolle. Neben Druckbütten von Hahnemühle, Fabriano und Zerkall verwende ich besonders bei den Arbeiten für den Papierschnitt transparente Papiere wie Reispapiere oder japanische Shoij Papiere. Diese sind zäh und doch auch zart und durchscheinend, was Drucke in mehreren Lagen zulässt. Das von hinten durchscheinende Licht gibt den Drucken zusätzliches Leben.

Aber auch Papiere des Alltags können selbstverständlich bedruckt werden, wie hier der Deckel eines Eierkartons.

Zum Drucken der Platte wird dann beim Tiefdruck eine besondere Radierpresse benötigt, die einen sehr hohen Druck auf Platte und Papier erzeugen kann. Die Platte liegt dabei auf einem Stahltisch und wird auf diesem zwischen zwei Stahlwalzen hindurch geführt, die den Druck ausüben. Das angefeuchtete Papier auf der Platte wird von einem Druckfilz geschützt, der auch gleichzeitig für eine regelmäßige Verteilung des Drucks auf die gesamte Druckfläche sorgt.